Trauerzeit: Wenn die Nacht kommt

Während der Nacht kann das Gefühl der Trauer nach einem Verlust besonders laut werden. Gedanken kreisen, Erinnerungen treten schärfer hervor, und an Schlaf ist oft nicht zu denken. Schlafprobleme sind sehr oft Begleiter während der Trauer und du bist damit nicht allein. Nachfolgend findest du Rituale und praxisnahe Tipps, die dir helfen können, während deiner Trauerzeit gut durch die Nacht zu kommen. Am Ende dieses Beitrags findest du eine kompakte Checkliste zum Download für deine gute Nacht.

Warum die Nacht die Trauer verstärkt

Die Aktivitäten und Ablenkungen des Tages entfallen, so dass Emotionen plötzlich viel stärker hervortreten können. Das Gedankenkarussell bekommt nun Raum, um sich zu drehen. All dies ist oft begleitet von körperlichen Reaktionen wie Herzklopfen oder Muskelverspannungen. Hinzu kommt der Stress, nun schlafen zu müssen, was den Druck weiter erhöht, und erholten Schlaf schwer bis unmöglich macht. Daher ist das Verdrängen von Trauer und Schmerz auf Dauer nicht empfehlenswert, auch wenn es in manchen Situationen nützlich oder erforderlich ist. Denn sobald alles zur Ruhe kommt, brechen die Emotionen auf. 

7 Tipps: Vorbereitung auf die Nacht

Was kannst du ganz praktisch tun, um dich während der Trauerzeit auf eine entspannte Nacht vorzubereiten? 

  1. Konsistente Schlafenszeit: Gehe möglichst jeden Abend zu einer ähnlichen Uhrzeit ins Bett. Dein Schlafzimmer sollte eine angenehme Temperatur haben.
  2. Ernährung und Bewegung: Iss abends nicht zu schwer und nicht zu viel. Verzichte womöglich schon während des Tages auf scharfe Gewürze und anregende Mahlzeiten oder Getränke. Gehe mindestens einmal am Tag spazieren.
  3. Einfaches Gute-Nacht-Ritual: Schreibe eine kleine Gute-Nacht-Nachricht an die verstorbene Person und übermittle ihr deine Gedanken und Gefühle.
  4. Atem-Meditation: Richte dir einen festen Platz zum Sitzen außerhalb des Schlafzimmers ein, in dem du dir ein paar Minuten Zeit nimmst, um dich auf deinen Atem zu fokussieren, um dein Nervensystem zu entspannen. 
  5. Dankbarkeits-Journaling: Notiere jeden Abend 5 Dinge, für die du dankbar bist und beginne ebenso den neuen Tag.
  6. Sei geduldig mit dir: Bedenke, dass eine gute Schlafroutine Zeit braucht, um sich zu entwickeln.
  7. Trauer-Inseln schaffen: Du musst nicht 24/7 trauern. Lege bestimmte Zeitfenster für den Tag fest, die du bewusst deiner Trauer widmest. Mit der Zeit gewöhnt sich dein inneres System daran.

Praktische Rituale und Ankerpunkte für die Trauerzeit in der Nacht

  • Halte kleines Nachtlicht als Symbol der Sicherheit in Sicht- oder Reichweite bereit
  • Lege bewusst ein Erinnerungsstück oder Foto des Verstorbenen an dein Bett, wenn es sich gut anfühlt
  • Sprich mit der verstorbenen Person und bitte sie, dir zu innerer Ruhe und Entspannung zu verhelfen
  • Stelle innerlich eine hübsche Schatzkiste neben dein Bett und gib alle Gedanken oder Emotionen in diese Kiste. Sieh, wie sie als Energie in der Kiste liegen, atme und lass los. Schließe den Deckel und wisse, dass du den Inhalt jederzeit wieder hervoholen kannst.  
  • Vermeide Handynutzung mindestens eine Stunde vor der Nachtruhe, während der Nacht sowieso.
  • Leiste aufkommenden Emotionen keinen Widerstand, sondern erlaube dir, diese zu spüren.

Trauer hält sich nicht an Tageszeiten, sondern sie kommt und geht stets in Wellen. Entwickle mit der Zeit dein eigenes Ritual, um dich auf den Abend und die Nacht vorzubereiten. Darin hat alles Platz, was dir gut tut und dir Ruhe schenkt. Sei hier bei Bedarf gerne etwas egoistisch, indem du dir den Raum nimmst, den du brauchst. Dies gibt dir das Gefühl, die Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen und nimmt die Angst vor der kommenden Nacht. Erlaube dir, deinen individuellen Weg der Trauer zu gehen, zu Tages- und Nachtzeiten.

Hier findest du deine kompakte Checkliste für guten Schlaf zum Download.

Bild von Yuri auf Pixabay

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