Das Thema Loslassen begegnet jedem im Leben, erst recht, wenn wir einen lieben Menschen verloren haben. Oft sagt es sich dann so dahin oder andere sagen „Du musst loslassen“! Doch wenn jemand einen traurigen Verlust erlitten hat, ist dies eher eine hohle Phrase.
Inhalt
Das falsche Konzept über das Loslassen
Was hat es mit dem Loslassen auf sich? Ich stelle immer wieder fest, dass viele hiervon ein falsches Konzept im Kopf haben. Deswegen möchte ich zunächst beschreiben, was Loslassen (in Bezug auf den Angehörigen – Verstorbenen) aus meiner Sicht NICHT ist:
- jemanden zu vergessen
- den Kontakt zum anderen abzubrechen
- den Kontakt zum anderen zu verlieren
- der andere wird unerreichbar für uns
- der andere geht fort
- Gefühle des Trauerns oder traurig sein abzustellen
- auf Knopfdruck zu sagen „Ich lass dann mal los“.
Loslassen ist ein Prozess des Herzens
In erster Linie ist es ein Prozess, ein Geschehen. Dieser findet im Herzen statt, nicht im Verstand. Deswegen funktioniert „Ich lass dann mal los“ auch nicht. Loslassen bedeutet einen inneren Prozess, in dem ich mich zunächst meinen Gefühlen schonungslos stelle und sie wirklich fühle. Meistens ist das erste Gefühl, was mit dem Loslassen ausgelöst wird, ANGST. Und zwar die Angst vor all den Beispielen da oben, was Loslassen nicht ist!
Ergo: An vorderster Front steht die Konfrontation dieser Angst. Sie muss mit jeder Faser erlebt werden, damit sich ihr Griff lockert. Nach und nach kann die Realisation einsetzen, dass Loslassen etwas ganz anderes bedeutet.
Loslassen ist in erster Linie das Loslassen der Angst
Ich löse mich bzw. lasse mich er-lösen aus dem Klammergriff der Angst, die schon so sehr Teil meiner Identität geworden ist. Stattdessen gehe ich ins Vertrauen und bitte innerlich darum, dass Loslassen geschieht. Ich muss nicht wissen, wie es geht, ich muss mich nur innerlich öffnen und bereit dazu sein. Wenn das passiert, kann ich mich wieder für das Leben öffnen, es genießen, mich freuen, ohne ein schlechtes Gewissen oder das Gefühl zu haben, meinen Verstorbenen verraten zu haben.
Was bleibt, ist die Liebe
Hierin liegt aus meiner Sicht ein weiterer wichtiger Punkt, was Loslassen verhindert: Das Gefühl bzw. die Angst, wenn ich mein Leben wieder aufnehme, den Verstorbenen verraten und verlassen zu haben. Doch auch hier ist das Gegenteil der Fall. Indem ich mich aus den Fesseln der Angst und den falschen Vorstellungen befreie, bleibt einfach Liebe! Liebe und eine stärkere Verbundenheit als zuvor, da diese nicht mehr durch die Angst getrübt ist. Der Klammergriff löst sich bei beiden, dem Angehörigen und Verstorbenen, und eine neue Sichtweise auf das Leben ist möglich – ein Weitergehen, Weiterentwickeln, ohne sich zu verlieren.
Das braucht Zeit, und sich dafür auch noch in den Schwitzkasten zu nehmen, macht es nur schwerer. Nimm dir deswegen deine Zeit, die du brauchst, aber stelle dich der Herausforderung.