Trauer ums Tier: Was macht diese so schwer?

Menschen, die um Tiere trauern, haben oft einen schweren Stand, da das Umfeld Trauer um Tiere nicht verstehen oder nachfühlen kann. Oft wird Schmerz gegeneinander aufgewogen, denn es war ja “nur” ein Tier, kein nahestehender Mensch. Dies führt dazu, dass trauernde Tierhalter sich noch schlechter fühlen, als sie es ohnehin schon tun. Doch was macht die Trauer um ein Tier überhaupt so schwer? 

Genereller Umgang mit Sterben und Tod

Sterben und Tod haben bis heute keinen angemessenen Platz in der Gesellschaft und am liebsten verdrängen wir, dass jeder Mensch und jedes Tier eines Tages stirbt. Der Gedanke an den Tod des Tieres, vor allem, wenn es jung und gesund ist, hat keinen Platz im Leben. Dies ist verständlich, doch durch die laufende Verdrängung des Todes erwischt es uns kalt, wenn er kommt. Wir sind nicht gut vorbereitet, fürchten Tag X und haben große Schwierigkeiten, mit dem Schmerz des Verlustes umzugehen. Gerade bei Tiertrauer hat das Umfeld mitunter wenig Verständnis, wenn Betroffene nicht zügig in den Alltag zurückkehren können.

Die besondere Beziehung zum Tier

Haustiere sind unsere Wegbegleiter und Gefährten. Für viele Menschen ist ihr Tier der beste Freund. Denn Tiere lieben uns bedingungslos, was auch immer wir tun. Sie sind loyal und es gibt keinen Streit. Beziehungen zu Tieren gestalten sich oft leichter und unkomplizierter als die zu Menschen, so dass wir einem Tier bedingungslos vertrauen und umgekehrt. Haben wir unseren vierbeinigen Gefährten verloren, fühlt es sich so an, als würde ein Teil von uns ebenfalls die irdische Ebene verlassen. Wir fühlen uns plötzlich einsam und verloren, was Trauer um das liebe Tier so extrem schmerzhaft macht.

Der Verlust der Körperlichkeit

Gerade bei Tieren findet der Bezug stark auf körperlicher Ebene statt. Nicht umsonst gibt es tiergestützte Therapien. Das Kuscheln mit einem Tier schüttet Hormone wie Oxytocin aus. Das Streicheln eines Tieres senkt den Blutdruck und die Herzfrequenz und macht glücklich. Das Fell unseres Tieres hat einen besonderen Geruch, den wir lieben. Es ist kuschelig und weich und wir können es bürsten und pflegen. Ist unser Tier gestorben, finden wir immer noch überall seine Haare. Ein Tier macht Geräusche: es miaut, bellt oder wiehert und kommuniziert auf diese Weise mit uns. Wir können jede Bewegung des Tieres lesen und verstehen. Der Verlust des Tierkörpers ist daher besonders schwer, da an ihn besonders viele Emotionen und Verbindungen gekoppelt sind. 

Die plötzlich neue Alltagsroutine

Ein Tier benötigt Pflege, Aufmerksamkeit und Fürsorge. Wir füttern es, bürsten sein Fell, gehen Gassi, unternehmen Ausflüge, kaufen Spielsachen ein. Ist unser Tier gestorben, fallen all diese Dinge weg. Infolgedessen fallen wir in ein großes emotionales und zeitliches Loch. Was tun wir mit all der Zeit, in der wir sonst für unser Tier da waren? Es hilft zu wissen, dass dieses empfundene Loch völlig normal ist und wir den damit einhergehenden Gefühlen Raum geben dürfen, was den Weg der Trauer ums geliebte Tier erleichtern kann. Zudem ist es hilfreich, ganz bewusst eine neue Routine und Struktur für den Alltag zu entwickeln.

Die Schuldgefühle

Die meisten Menschen, die ein Tier verloren haben, werden von Schuldgefühlen geplagt. Diese stellen sich völlig unabhängig von der jeweiligen Situation ein, denn oft bleibt der Eindruck, versagt zu haben, das Leben des Tieres nicht gerettet haben zu können. Vor allem, wenn ein Tier euthaniasiert werden musste, ist dies oft sehr belastend. Aus meiner Sicht ist die Reaktion, sich schuldig zu fühlen, zwar meist nicht rational begründet, aber nachvollziehbar. Der Rückzug in Schuldgefühle schützt uns auf eine Art davor, den Verlustschmerz zu konfrontieren. Wir verweilen im “Hätte/Sollte/Wäre…” und lassen so den Schmerz noch draußen. Nach und nach können wir jedoch unsere Schuldgefühle einem Realitätscheck unterziehen: Trage ich wirklich eine Schuld? Worin besteht diese genau? Was würde mein Tier mir dazu sagen? Die bewusste Beschäftigung mit Schuldgefühlen kann eine enorme Hilfe auf dem Weg der Trauer ums Tier sein.

Fazit

Das Wissen um diese Dinge kann helfen, den eigenen Weg der Trauer besser zu verstehen und zu erkennen, dass die damit verbundenen Emotionen völlig normal sind. Jeder geht den Weg der Trauer um sein Tier auf seine Weise, in seiner Intensität und Dauer. Umgib dich mit Menschen, die deine Trauer verstehen und akzeptieren können. Schenke dir selbst den Raum und die Zeit, die du brauchst, um den Verlust deines Tieres zu begreifen und ins Weiterleben zu integrieren.

Bild von Martin Tajmr auf Pixabay

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